Politisches Frühstück ein voller Erfolg!
GANGELT Auch wenn Wolfgang Bosbach schon seit vielen Jahren aus dem Bundestag und dem politischen Tagesgeschäft ausgeschieden ist, ist er nicht in den Ruhestand gegangen. Eher ist er ein „Vollblutpolitiker“ im „Unruhestand“, immer auf Tour, der Suche nach Öffentlichkeit und seinem Publikum, das er wie kein zweiter versteht zu begeistern.
Für den krankheitsbedingt entschuldigten Kreisvorsitzenden Bernd Krückel führte CDU-Kreisschatzmeister Christoph Kaminski durch die Veranstaltung. Kaminski hat großen Anteil daran, dass das „Politische Frühstück“ des Kreisverbandes, ein exklusives Gesprächsformat für CDU-Mitglieder, wieder Fahrt aufgenommen hat, nachdem es aufgrund der Pandemie lange pausieren musste. Waren im November beim Austausch mit CDU-Sicherheitsexperten Roderich Kiesewetter gut 50 Mitglieder dabei, sorgte auch Bosbach für einen vollen Saal. Über 70 Gäste diskutierten mit ihm im Gangelter Mercator-Hotel. Noch viel mehr hätten gerne teilgenommen, doch konnten leider nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Die Anwesenden erlebten fast zwei Stunden Bosbachs berühmte Mischung aus Politikervortrag und Politikentertainment und dankten es ihm mit viel Zuspruch und Applaus.
Bosbach ist ein meisterhafter Redner, der einen großen Bogen schlägt und ihn mit kleinen Anekdoten spickt. Kaum ein Thema, zu dem er nicht eine starke Meinung und eine unterhaltsame Pointe im Köcher hat, scharfzüngig und gerne auch mit Spitzen gegen die eigene Partei. Die aktuelle Finanzpolitik bereitet ihm große Sorge, die Politik bürde dem Land viele Schulden auf, die sie zu „Sondervermögen“ erkläre. In Deutschland sei, seinem Gefühl nach, der Zusammenhang verloren zwischen wirtschaftlicher und sozialer Leistungsfähigkeit. Dann führte er aus, dass Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen ungenügend ausgestattet seien, ebenso wie Pflegekräfte nicht ausreichend bezahlt würden. Bundeswehr und Polizei müssten besser ausgestattet werden. Wichtig sei darüber hinaus, den Polizeikräften den Rücken zu stärken bei Einsätzen wie in Lützerath. Bei einer Frage hielt sich der sonst so meinungsfreudige Bosbach zurück: ob der Westen Waffen liefern soll, um die Ukraine zu stärken. Auch einen ukrainischen Nato- oder EU-Beitritt betrachtet Bosbach eher differenziert. Bei den Szenarien, wie der Krieg enden könne, zählte er nicht die Möglichkeit auf, dass die Ukraine mit moderner westlicher Technologie siege. Doch genau dafür, hatte Sicherheitsexperte Kiesewetter im November eindrucksvoll dargelegt, braucht die Ukraine mehr Waffen aus dem Westen. Überraschend scheint Bosbach hier der zögerlichen Haltung des Bundeskanzlers zu folgen, statt wie CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz den russischen Angriffskrieg als historische Kriegserklärung an die europäische Friedensordnung und Sicherheitsstruktur zu verstehen, die auch uns mittelbar bedroht.